Toni Innauer: Bio-Lebensmittel

Sportler, Unternehmer, freier Autor und Keynote-Speaker


Ausgabe:

03 // New Work

Kategorie:

Gesund und bewusst leben

Autor:

© Werner Streitfelder

Toni Innauer

aus Bezau war 1976 bei den Spielen in Innsbruck Zweiter auf der Großschanze und vier Jahre später in Lake Placid Olympiasieger auf der Normalschanze. Von 1989 bis 2010 war er fünf Jahre Cheftrainer und dann Sportdirektor beim Österreichischen Skiverband (ÖSV). Innauer schrieb Bestseller (»Der kritische Punkt«, »Am Puls des Erfolgs«, »Die 12 Tiroler«), er ist Autor, Unternehmer, Vortragender und Startupgründer (SAPHENUS med. Technology). Toni Innauer zählt zu den prominenten Unterstützer:innen der Gemeinwohlökonomie und ist Miteigentümer der Bodengraf GmbH & Co., die auch die IXSO Bio-Getränke herstellt.

toni-innauer.at

(Interview: Michael Girkinger)


»Viele Menschen haben genug davon, dass ihnen dauernd gesagt wird: Tu das und das nicht«

Toni Innauer erklärt im Interview, warum ihm Bio-Lebensmittel ein Herzensanliegen sind, wie wir sie noch viel stärker in unseren Alltag bringen können und was für ihn ein gelingendes Leben ausmacht. 

Bessere Lebensmittel sind Ihnen ein Herzensanliegen. Warum ist Ihnen das Thema so wichtig?

Lebensmittel sind, wie der Name schon sagt, Mittel zum Leben. Heutige verpackte und verarbeitete Lebensmittel verdienen diesen Namen leider oft nicht mehr. Zugesetzter raffinierter, chemisch verarbeiteter Zucker, künstliche Süß- und Zucker-Austauschstoffe sowie sonstige künstliche Zusatzstoffe gehören meiner Meinung nach nicht in Lebensmittel. 

Auch der Anbau der Lebensmittel sollte einer besonderen Verantwortung unterliegen. Dem kann man letztlich nur durch Verzicht auf Kunstdünger und Pestizide, wie es der Bio-Anbau vorschreibt, gerecht werden. 

Österreich steht bei der Bio-Landwirtschaft im EU-Vergleich gut da. Beim Anteil der verkauften Bio-Lebensmittel schaut es weniger gut aus. Wie kann man Bio-Lebensmittel noch deutlich stärker in unseren Alltag bringen?

Mit gut einem Viertel Bio-Anbau steht Österreich tatsächlich vergleichsweise gut da. Das Verhältnis Bio- zu konventionellem Anbau umzudrehen wäre ein nachhaltiges Ziel! 

Dazu ist es in erster Linie nötig, den Bio-Anteil der verkauften Lebensmittel deutlich zu steigern. Statt derzeit zehn Prozent Bio-Anteil muss sich dieser mindestens um den Faktor fünf erhöhen. Sonst finden die im Bio-Anbau ökologisch produzierten Lebensmittel zu wenig Absatz. Wenn aber die Bio-Bauern auf ihren Lebensmitteln sitzen bleiben und diese zum niedrigeren konventionellen Preis verkauft werden müssen, sehen umstiegswillige konventionelle Bauern keine Überlebenschance in der Bio-Landwirtschaft.

Schon jetzt erzielen Obst, Gemüse, Naturmilchprodukte wie Trinkmilch und Naturjoghurt sowie Eier als Bio-Produkte überdurchschnittlich hohe Verkaufsanteile. »Bremser« sind vor allem verarbeitete und verpackte Lebensmittel, insbesondere Getränke, Süßigkeiten und gesüßte Milchprodukte, die nur einen niedrigen einstelligen Bio-Anteil am Markt erzielen.

Die Bereitschaft der Konsument:innen, für qualitativ bessere Lebensmittel mehr Geld auszugeben, ist laut neuerer Studien hoch. Das drückt sich in bestimmten Lebensmittel-Kategorien auch jetzt schon im Kaufverhalten aus. Eine Bio-Tomate, ein Bio-Apfel, ein Bio-Ei und Bio-Trinkmilch schmecken mindestens gleich gut, wie die entsprechenden konventionellen Produkte. Dagegen erfüllen viele verarbeitete und verpackte Bio-Lebensmittel leider noch nicht die sensorischen, also die geschmacklichen Anforderungen vieler Menschen. Entsprechend wenig werden sie gekauft. Bei Getränken, Süßigkeiten und gesüßten Milchprodukten wird das Bio-Siegel oft sogar als Warnhinweis gesehen: »Achtung ich schmecke nicht!«

Daran müssen die Hersteller arbeiten. Die Firma Bodengraf aus Salzburg, an der ich beteiligt bin, liefert in Form von natürlichen und schonend hergestellten Zutaten Lösungen für Lebensmittelhersteller. 

Ein Großteil der Konsument:innen gibt schon jetzt gerne mehr Geld für qualitativ bessere Lebensmittel aus, wenn sie zumindest gleich gut schmecken. Mehr Geld für weniger Geschmack geht dagegen für die allermeisten nicht. 

Bio und Nachhaltigkeit sind stark moralisch besetzt. Mit dem moralischen Fingerzeig bewirkt man bekanntlich kaum Veränderungen. Wie schafft man aus Ihrer Sicht die Lust auf Veränderung? Wie kommen wir zu einem neuen Verhalten?

Viele Menschen haben genug davon, dass ihnen dauernd gesagt wird: »Tu das und das und das nicht«. Das nervt und verunsichert viele. Die allermeisten Menschen wollen nachvollziehbare Lösungen. 

Einige Beispiele:

  • Weniger fossile Brennstoffe? Mit Solar am Dach kann Strom und Warmwasser selber produziert werden. Das sind Lösungen, die von den Menschen verstanden werden und entsprechend großflächig wird das umgesetzt.
  • Kürzere Strecken mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, sollte nicht als Verzicht »verkauft« und wahrgenommen werden, sondern als Umweltschonung und Freude an der Bewegung.

Wir können es auch schaffen, den Menschen geschmacklich sogar besser verarbeitete und verpackte Bio-Lebensmittel anzubieten, als sie es von den bisherigen konventionellen Produkten kennen. Und wenn verarbeitete und verpackte Bio-Lebensmittel besser schmecken als konventionelle, dann greifen die Menschen gerne zu. Was den Anteil der verkauften Bio-Produkte im Handel steigert und einen weiteren Ausbau der Bio-Landwirtschaft begünstigt. 

Heute ist alles »nachhaltig«. Tatsächlich geht es in die andere Richtung. Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit bedeutet für mich, eine sinnvolle Nutzung, die alle Nebeneffekte und vor allem die Auswirkungen auf die Zukunft von Natur und Gesellschaft im Auge behält und ihren Weiterbestand langfristig sicherstellt. 

Warum engagieren Sie sich für die Gemeinwohlökonomie (GWÖ), konkret auch mit Ihrer Beteiligung am Salzburger GWÖ-Unternehmen Bodengraf?

Mit meiner Beteiligung an der Firma Bodengraf unterstütze ich die Entwicklung von rein natürlichen und schonend verarbeiteten Zutaten, die Lebensmittel mit deutlich weniger Zucker, ohne künstliche Süßstoffe und ohne sonstige künstliche Zusatzstoffe möglich machen. Und dies bei mindestens gleichem, wenn nicht sogar besserem Geschmack als die herkömmlichen konventionellen Produkte multinationaler Großkonzerne.

Unter dem Markennamen IXSO hat unser Unternehmen Bodengraf zudem auch eigene Bio-Endprodukte als Best Practice-Beispiele auf dem Markt. Bei den IXSO Bio-Getränken setzen wir im Sinne der Ökologie künftig voll auf Mehrweg-Glas und Mehrweg-Kiste.

Was macht für Sie ein gelingendes Leben aus?

Unter einem gelingenden Leben verstehe ich vor allem die Abstimmung meines Lebensentwurfes mit und den Respekt vor dem Wunder des Lebens insgesamt. Das heißt, neugierig zu bleiben, Zusammenhänge verstehen zu wollen, Zusammenhänge in meinem kleinen Wirkungskreis langfristig lebensfreundlich mitzugestalten. Sei dies im Umgang mit mir selber, meiner Psychohygiene, meiner Körperlichkeit und meiner Lern- und Leistungsbereitschaft, aber auch indem ich einen Beitrag zur sozialen Gemeinschaft und zum bewussten und nachhaltig verantwortbaren Umgang mit der Natur leiste.


Titelbild:

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