Scheitern

Kukulu – Konzeptstore für Baby- und Kinderbedarf


    Ausgabe:

    04 // Lebenswege

    Kategorie:

    Neue Wege gehen

    Autor/in:

    © Privat

    Barbara Leitner

    war Inhaberin des Konzeptstores Kukilu für nachhaltige Babykleidung


Mein Rat: Setze dir vorher ein Limit. Entweder für die Zeit oder für das Geld.

Barbara Leitner

Ich machte die Ausbildung zur Kindergartenpädagogin und Früherzieherin. 2017 gründete ich in Vöcklabruck Kukilu, einen Konzeptstore für Baby- und Kinderbedarf. Die Idee kam mir bei meinen Kursen, die ich für Erwachsene mit Babys gab. Viele Eltern sagten, es wäre toll, wenn es einen Shop für ökologische Kleidung und Babybedarf gäbe, und dazu unterschiedliche Beratungsangebote. Meine Tochter wurde 2015 geboren. Das gab mir zusätzlich einen Blick dafür, was fehlt und welcher Bedarf gedeckt werden könnte. Das Businesskonzept entstand im Unternehmensgründerprogramm des AMS. Für mich eine gute Starthilfe in die Selbstständigkeit.

2018 übersiedelte ich mit dem Shop nach Salzburg. Ich wollte immer nach Salzburg und dachte, dass auch das Geschäft dort besser laufen würde als in Vöcklabruck. Leider hat sich das nicht bewahrheitet. Ich machte zu wenig Umsatz. Schwierig zu sagen, an was es gelegen ist. Der Standort war möglicherweise nicht ideal. Die Geschäftsmiete war jedoch günstig und es gab zwei Parkplätze direkt davor. Eine größere Vielfalt an Produkten, dafür weniger von jedem Artikel, wäre wohl attraktiver gewesen. Der Einkauf ist immer ein Risiko. Man kauft um viel Geld Waren ein und weiß nicht, ob sie weggehen oder ob man darauf sitzenbleibt. Allein für die Eröffnung habe ich Waren im Wert von 40.000 Euro eingekauft. Mit Bio verdient man zudem nicht so gut wie mit konventioneller Mode. Ich war bemüht, mich in der Stadt gut zu vernetzen, war in den Sozialen Medien aktiv oder veranstaltete immer wieder Gewinnspiele. Im Nachhinein habe ich mich gefragt, ob es in Salzburg genug Kund:innen für dieses Segment gibt.

2019 habe ich den Shop schweren Herzens wieder geschlossen. Ich hatte einen Kredit laufen, den ich immer noch nicht abgezahlt habe. Aber es ist ein Ende in Sicht. Rückblickend hätte ich am Beginn noch mehr Menschen aus der Branche befragen sollen, was sie mir empfehlen. Letztlich ist die Selbstständigkeit immer ein Risiko. Für mich war es eine Erleichterung, als ich einen Schlussstrich zog. Wenn es nicht gut läuft, verursacht das viele Belastungen. Wenn ich einen Rat geben müsste, würde ich sagen: Setze dir vorher ein Limit. Entweder ein Limit für das Geld, das du investierst, oder für die Zeit, die du investierst. Wenn es bis dahin nicht läuft, lass es wieder bleiben, sonst gerätst du in einen Strudel.


Expertinnen-Tipp


Expertin:

© Privat

Elisabeth Tsapekis

arbeitet als Psychotherapeutin und Coach in Graz

ars-vitae-sanae.at


Scheitern ist ein »Nicht-Gelingen« in verschiedenen Lebenskontexten: Ziele werden nicht erreicht, Erfolge stellen sich nicht ein. Wir sind mit vielen Situationen des Scheiterns vertraut, z. B. in Beziehungen, bei Prüfungen, im Sport. Manche dieser Situationen des Nicht-Gelingens haben wenig Auswirkungen auf unser weiteres Leben, manche sind allerdings existentiell und erschüttern uns zutiefst. Sehr oft wird Scheitern mit einem persönlichen Versagen gleichgesetzt, und dem eigenen Anteil am Scheitern wird viel mehr Bedeutung gegeben, als er in Wirklichkeit hat. In deinem Business kannst du an deiner Idee, deinem Produkt oder an der Umsetzung scheitern. Es ist daher empfehlenswert, zumindest einen Plan B zu haben, um situationselastisch zu bleiben.

In der Unternehmenswelt spannt sich der Bogen von den eher umsatzschwachen EPU mit Selbstverwirklichungscharakter, die ihr Hobby zum Beruf machen bis zu den auf größtmögliches Wachstum ausgerichteten großen Unternehmen. Alle können scheitern. Je mehr »Herzblut« investiert wurde, desto größer ist oft die persönliche Betroffenheit. Und je größer die investierte Summe, umso mehr kann ein Scheitern die Existenz bedrohen. 

Scheitern tut zuerst einmal weh. Es kommt zu Selbstzweifel und Schuldgefühlen, manchmal auch Wut. Wichtig ist, sich nach diesem ersten emotionalen Gewitter ehrlich und ohne Schuldzuweisung in die Reflexion zu begeben. Was hätte ich im Rückblick anders machen können? Aber auch: Was ist mir gut gelungen, auch wenn der Erfolg ausgeblieben ist? Was kann ich in die Zukunft mitnehmen? Spätestens wenn sich das Hadern über das Gescheitert-Sein in ein Gefühl der Resignation verwandelt, sollte man sich Unterstützung holen, damit das Leben trotz Scheitern gut weitergehen kann.


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  • Wie hast du deine Gründung erlebt?
  • Wie gehst du mit Veränderungen und Umbrüchen um?
  • Bist du eine hypride Unternehmer:in? Wie lebst du diese unterschiedlichen Rollen?
  • Wo bist du schon einmal gescheitert?
  • Du bist in Pension und arbeitest weiter? Was ist hier zu bedenken?

Titelbild: © gettyimages.com/francescoch

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