Resilienz – gestärkt in krisenhaften Zeiten

Johannes Narbeshuber


Ausgabe:

02 // Transformation

Kategorie:

Gesund und bewusst leben

Autorin:

© Akela Mehdorn

Johannes Narbeshuber

ist Berater & Coach und hat das »Salzburger Nachhaltigkeitsmodell«
entwickelt

mindfulleader.at


BANI 

ist ein Akronym, das den gegenwärtigen Zustand unserer Welt auf den Punkt bringt.

» Brittle, also spröde und brüchig ist vieles geworden, das wir bis vor kurzem noch für garantiert und unendlich belastbar gehalten haben: Die Versorgung mit grundlegenden Ressourcen zum Beispiel. Friede in Europa. Demokratie. Eine einigermaßen lebensfreundliche Umwelt zumindest noch in unserer persönlichen Lebensspanne. 

» Anxious, angstvoll ist das Grundgefühl, das sich breitmacht, im Einzelnen und in der Gesellschaft, wo Entwicklungen nicht mehr prognostizierbar sondern völlig 

» Non-Linear, nicht-linear beschleunigt und verworren stattfinden und damit nicht mehr nur komplex sondern 

» Incomprehensible, unverständlich für uns werden.

BANI ist eine immense Herausforderung. Gesellschaftlich, wirtschaftlich, zwischenmenschlich und psychologisch.

Stress pur.

BANI ist vermutlich gekommen, um noch lange zu bleiben, als permanente Einladung für lebenslangen, alles zersetzenden Stress. Über Stress und die damit verbundenen Mechanismen wissen wir heute genug: Anhaltender, massiver Stress …

» … senkt unseren IQ, unsere Sozialkompetenz und Kreativität, macht uns also zu katastrophalen Problemlöser:innen.

» … führt zum dauerhaften Untergang von Gehirnzellen, ruiniert unser Immunsystem und macht uns körperlich und seelisch krank.

Wollen wir in der BANI-Welt als Menschen und Unternehmer:innen bestehen, wird unser Umgang mit Stress also zur Schlüsselkompetenz.

Innere Verfasstheit als zentraler Hebel

Unser mentaler Zustand entscheidet maßgeblich darüber, was wir in einer Situation wahrnehmen. Das war schon immer so. In BANI wird es nur noch einmal deutlicher und wirkmächtiger:

» Unter Stress, Angst und in Konflikten verengt sich unsere Wahrnehmung massiv. Dementsprechend eingeschränkt ist der Handlungsspielraum, der sich daraus ergibt. Unsere Leichtigkeit im zwischenmenschlichen Kontakt und unser Einfühlungsvermögen gehen verloren – und damit über kurz oder lang auch unsere Verbündeten.

» Sind wir dagegen gelassen und gut im Kontakt mit uns selbst und unserer Umgebung, fließen uns gute Ideen, ungeahnte Ressourcen, Unterstützungsangebote und Lösungsmöglichkeiten manchmal nur so zu. Nicht unbedingt deshalb, weil sie vorher nicht dagewesen wären. Aber jetzt haben wir einen Blick dafür und können wahrnehmen, was uns vorher verborgen geblieben ist.

Wir als Unternehmer:innen sind in diesem Sinn die wichtigste Ressource, die wir zur Verfügung haben. 

Mechanismen verstehen, um klüger zu navigieren

Ein Umgang mit Stress, der auf der Höhe der BANI-Zeit ist, fordert uns einiges ab:

» Grundlegende neurobiologische Mechanismen soweit verstehen, dass wir die wiederkehrenden Muster in unserem eigenen Erleben und Verhalten klarer nachvollziehen können.

» Ansatzpunkte identifizieren, um diese Muster sinnvoll zu unterbrechen und belastbarere neuronale Netze in unserem System zu aktivieren.

» Einen Trainingsplan entwickeln und tatsächlich umsetzen, der unsere Fähigkeit stärkt, im Alltag tatsächlich »den Schalter umzulegen«, wenn es darauf ankommt.

Integrität

Eine wesentliche Orientierungshilfe in der BANI-Welt sind die Grundwerte, nach denen wir unser unternehmerisches Denken und Handeln ausrichten. Das Dramatische dabei: Wie oft nehmen wir uns das Eine vor und tun in der gelebten Praxis das Andere? Neurobiologisch ist das völlig verständlich: Sobald wir in Stress, Angst und Gier gefangen sind, haben humanistische Werte de facto Feierabend.

Gelassener werden heißt wirksamer werden

Dass Stress und Existenzangst notwendig wären, um uns zu unternehmerischen Höchstleistungen und Engagement für die Welt anzutreiben, ist ein ebenso verbreitetes wie veraltetes und schädliches Missverständnis. Wenn wir weniger im Klammergriff unserer vollautomatischen Stressmuster gefangen sind, bekommen wir den Blick wieder frei, unser Leben so zu gestalten, wie es uns wirklich entspricht. Wenn wir zu einem erwachseneren, bewussten Umgang mit unseren Ängsten und Stressmustern finden, werden unser Unternehmertum und Engagement weniger reaktiv, dafür visionärer, angemessener und lebenspraktischer. ν


Titelbild: Grüne Wirtschaft / Michael Girkinger

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